Auch in Bassum und Weyhe wurden Menschen vom NS-Regime in den Novemberpogromen vom 9.11.1938 verfolgt, gefangen genommen und ermordet. Initiiert durch die Weyher SPD bzw. die Bassumer Jusos wurde ihnen am letzten Sonntag durch Rosenniederlegung an den Stolpersteinen gedacht und so ein Zeichen gegen die Taten und das Vergessen gesetzt.

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Foto: Martin Sassenberg

Um 15 Uhr gingen die über 15 Teilnehmer von der Gedenktafel am Rathaus in Richtung Lahauser Straße los. Aufgrund des gleichzeitig stattfindenden Herbstmarktes war auf den Straßen viel los und es schlossen sich spontan weitere Bürger dem Gedenken an. Bei den zwei Stolpersteinen angelangt, die an Carl Polak und Johanne Jacobsohn erinnern, wurden Rosen niedergelegt und Kerzen angezündet. Im Anschluss an die Gedenkminute drückte Juso-Sprecher Tevfik Özkan in seiner Ansprache die Wichtigkeit der Erinnerungskultur aus: „Mit dem Gedenken wollen wir unseren Mitmenschen, die dem nationalsozialistischen Unrechtsregimes in Weyhe und überall zum Opfer fielen, gedenken. Wir haben diese Taten nie vergessen und werden sie nie vergessen.“

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Zeitgleich trafen sich einige Bassumer Bürger bei der SPD in der Bahnhofstraße in Bassum, um von dort aus zum Rathaus zu gehen, wo eine Gedenktafel für die Opfer von Krieg und Gewalt angebracht ist. In einer kurzen Ansprache wies der Bassumer Juso-Sprecher Jonathan Kolschen darauf hin, dass bereits 1937 der Kreisparteitag der NSDAP mit rund 7000 Nazis in der 4000-Seelen-Gemeinde Bassum stattfand. Diese braune Vergangenheit Bassums und der ganzen Region müsse Anstoß geben für stetige Erinnerung. Als Zeichen des Gedenkens wurde eine Rose hinter die Gedenktafel geklemmt. „Die nun zum vierten Mal durchgeführte Rosenniederlegung soll ein Zeichen gegen rechtes Gedankengut setzten, auf die Bassumer Opfer – stellvertretend für alle – aufmerksam machen und somit zum Erinnern und Gedenken beitragen.“

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Die zweite Station war in der Kirchstraße 15, das Haus in dem Wilhelm Bonhorst wohnte. Er wurde am 9.6.1941 in die „Heilanstalt“ genannte Tötungsanstalt Hadamar eingewiesen, in der er wenige Tage später getötet wurde. In Hadamar sind allein 1941 über 10.000 Menschen opfer der „Aktion T4“ geworden, die Bezeichnung für die Ermordung von geistig und körperlich behinderten Menschen.

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Den ehemaligen Bewohner der Syker Straße 11 – der dritten Station – wurde ein dramatisches und schockierendes Schicksal zuteil: In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden die Bassumer Juden (und auch viele Juden aus der Umgebung) festgenommen und im Amtsgericht in „Schutzhaft“ genommen, so auch der Viehhändler Leopold Baehr. Er wurde wenig später nach Buchenwald deportiert. Seine Frau Josefine Baehr wurde alleine (die Kinder waren bereits nach Palästina emigriert) und beraubt im von der SS verwüsteten Haus hinterlassen, sie nahm sich am 11. November das Leben und war die letzte Jüdin, die auf dem Bassumer jüdischen Friedhof beigesetzt wurde. 1942 kehrte Leopold Baehr allerdings kurz nach Bassum zurück und zog dann nach Bremen, bis er wenig später nach Minsk deportiert und dort am 28.7.1942 ermordet wurde. Sein Name wurde nach dem Krieg in den Grabstein seiner Frau eingraviert.

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Die letzte Station war der Stolperstein in der Bahnhofstraße 8. Hier lebte der Sohn eines Viehhändlers Helmut Rosenberg. Sein Schicksal liegt weitgehend im Dunkeln, er wurde 1924 geboren, wurde nach Minsk deportiert und in Auschwitz umgebracht, auch er war Jude.

Die Stolpersteine wurden am 1. Dezember 2009 von Gunter Demning verlegt.