Fracking ist eine Methode in der geologischen Tiefbohrtechnik, um „unkonventionelles Gas“ fördern zu können. Der Begriff ist die Kurzform von Hydraulic Fracturing (engl. „to fracture“: ‚aufbrechen‘, ‚aufreißen‘).
Wir fordern den Juso-Landesverband auf, sich für ein Verbot des „Frackings“ auf Landesebene einzusetzen.

Begründung:

Erdgas lagert grundsätzlich in Gesteinsporen. Die wirtschaftliche Abbaubarkeit richtet sich hier nach der sog. Permeabilität, also der Durchlässigkeit von Gesteinsarten für Gase oder Flüssigkeiten. Je höher die Permeabilität, desto leichter ist auch die Gewinnung des Gases. Lagert das Erdgas in einer Gesteinsart, die ausreichend porös ist, strömt das Gas von selbst durch ein Bohrloch nach oben. Dies ist bei unkonventionellem Erdgas nicht der Fall, weil es in Gesteinsreservoiren lagert, die generell eine geringe Durchlässigkeit haben. Daher muss das Gestein „gefrackt“ (also unter hydraulischem Druck aufgebrochen) werden, um es poröser zu machen und so eine bessere Durchlässigkeit für das durch das Bohrloch anschließend nach oben strömende Gas zu schaffen.
Um das Gestein aufzubrechen, wird ein „Fracfluid“ durch das Bohrloch in die Gesteinsschicht gepresst. Dieses besteht aus Wasser, das mit zum Teil hochgiftigen Chemikalien angereichert ist. Ist das Gestein ausreichend „gefrackt“, kann das Erdgas durch das Bohrloch empor strömen.

Insbesondere Erdgas, das in Schieferschichten lagert, steht im Zentrum des Abbauinteresses. Je nach geographischer Lage in Deutschland befinden sich eine oder mehrere Gesteins- oder Sandschichten über dieser Schieferschicht; sowie das Grundwasser. Grundwasser wird nicht nur zur Bewässerung von Gärten, als Löschwasser der Feuerwehr, sondern auch zur Trinkwasserherstellung benutzt.
Um an die Schieferschichten heranzukommen, muss folglich der Bohrkern auch durch das Grundwasser gebohrt werden. Dabei wird das Bohrloch mit Beton und anderen Substanzen ausgekleidet und auf diese Weise stabilisiert. Durch diese Bohrlöcher wird anschließend das hochgiftige „Fracfluid“ hinuntergepumpt, um das Gestein zu „fracken“.
Es besteht allerdings die Gefahr, dass diese Bohrlöcher nicht vollständig abgedichtet sind. Ein eindrucksvolles Beispiel war der Unfall auf der von Shell betriebenen Tiefsee-Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“. In Folge des Unfalls strömte über Wochen Rohöl aus dem nicht abgedichteten Bohrloch und verursachte eine gewaltige Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko.

Bei der unkonventionellen Erdgasförderung in Deutschland besteht sogar noch eine viel größere Gefahr: da der Bohrkern durch das Grundwasser führt, kann es durch die Chemikalien vollständig verseucht werden.
In den USA wird schon seit Jahrzehnten „Fracking“ betrieben. Dort kommt es immer wieder vor, dass ein Gutteil des auch mit Schwermetallen und radioaktiven Stoffen angereicherten Fracfluids mit dem Gas wieder an die Oberfläche kommt und anschließend in Teichen gelagert wird. Gelegentlich tritt es aus den Teichen aus, schwere Kontaminierungen sind die Folge. Der Dokumentarfilm „Gasland“ zeigt hier u.a. eine Szene, in der in einem Haushalt ein Feuerzeug an einen Wasserhahn gehalten wird und das mit dem Wasser ausströmende Methan mächtig verpufft. (Dieser Teil findet sich auch bei YouTube, Stichwort „Fracking“).

Das FDP-geführte niedersächsische Wirtschaftsministerium ist zusammen mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie ein großer Befürworter des „Frackings“, verschiedene Stellen in Niedersachsen sind bereits für „Fracking“-Bohrungen freigegeben. Zudem ist es in Niedersachsen legal, die Fracfluide in der Nähe der ursprünglichen Bohrung wieder in den Boden zu pressen. Dabei kam es bereits zu Bodenverunreinigungen, infolge dessen die landwirtschaftliche Nutzung von Feldern nicht mehr möglich war.
Zudem unterstützt die niedersächsische Landesregierung verschiedene Gasfirmen, die auch in NRW unkonventionelles Gas fördern möchten – und dort auf Ablehnung der dortigen Landesregierung treffen. U.a. soll auch in der Nähe des Halterer Sees „gefrackt“ werden, dessen Wasser die Trinkwasserversorgung für Millionen Bundesbürger im Ruhrgebiet sicherstellt.

Manche US-Bundesstaaten haben das „Fracking“ bereits verboten. Frankreich war das erste europäische Land, dass das „Fracking“ durch Gesetz verboten hat.
Daher wird es auch in Deutschland Zeit, sich mit den Gefahren intensiver auseinander zusetzen und rechtliche Maßnahmen zu ergreifen, bevor es zu spät ist.
Der Juso-Unterbezirk Diepholz steht für eine ökologisch-nachhaltige Energiepolitik. Die Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke bis zum Jahr 2022 befürworten wir deswegen nicht nur im Zusammenhang mit den für die Allgemeinheit verbundenen Gefahren während des laufenden Betriebs, sondern insbesondere auch vor dem Hintergrund der ungeklärten Endlagerung der Brennstäbe und den mit ihr einhergehenden Umweltgefahren.

Wir setzen uns für eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung für alle Menschen in unserem Land ein. Die Verringerung von Import- und damit Weltmarktabhängigkeiten haben unsere Unterstützung. Allerdings darf durch diese Politik nicht die Trinkwasserversorgung von Millionen Menschen leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.